Informationen
zu vermuteten Vorteilen der Beschneidung

Fünf vermutete Vorteile werden häufig genannt, die eine "vorsorgliche" Entfernung der Vorhaut an einem Kind rechtfertigen könnten.

Icon: So einfach ist die Reinigung der Vorhaut

1. Vermutete bessere Hygiene

Manchmal wird behauptet, dass es schwierig sei, Vorhaut und Eichel zu reinigen, und eine Beschneidung daher "hygienischer" sei. Das ist unzutreffend. Die Reinigung von Eichel und Vorhaut ist gerade mal so aufwändig wie beispielsweise die Reinigung von einem Ohr, und dauert üblicherweise ca. 10 Sekunden. Auch die Annahme, Smegma sei ein Problem von unbeschnittenen Männern, ist falsch: Smegma entsteht ebenso auf dem beschnittenen Penis (wie auch auf der Vulva).

Alle Genitalien müssen also gewaschen werden, ganz gleich ob sie unverändert oder beschnitten sind. Fehlannahmen über eine angeblich bessere Hygiene durch Beschneidung bestehen meistens bei Personen, die selber keine Penis­vorhaut haben, und insofern auch über keine eigene Erfahrung damit verfügen. Darüber hinaus handelt es sich bei dieser Behauptung auch um Body­shaming.

Fazit: Es gibt keine hygienischen Vorteile, die eine Beschneidung an einem Kind rechtfertigen könnten.

Icon für sexuelle Übertragbare Krankheiten, kein Schutz durch Beschneidung

2. Vermuteter Schutz vor sexuell übertragbaren Krankheiten

Wie in der offiziellen medizinischen Leitlinie nachzulesen ist, schützt Beschneidung nicht vor Syphilis, Gono­rrhoe ("Tripper") oder HPV (Humane Papillom­viren). Vor sexuell übertragbaren Krankheiten schützt aber das Kondom, und zum Schutz vor Papill­oma-Viren, von denen einige Gebär­­mutter­­hals­krebs (Zervix­karzinom) und Penis­krebs verursachen können, gibt es die HPV-Impfung.

Fazit: Beschneidung schützt nicht vor sexuell übertragbaren Krankheiten wie Syphilis, Tripper oder HPV.

Quelle: Leitlinie "Phimose und Paraphimose", Deutsche Gesellschaft für Kinderchirurgie (DGKCH) 2021.
Icon für HIV, kein Schutz durch Beschneidung

3. Vermuteter Schutz vor HIV-Infektion 

Keine einzige medizinische Fachgesellschaft in Europa empfiehlt Beschneidung als angebliche Maßnahme des HIV-Schutzes. Trotzdem werden in Afrika Beschneidungen mit der Behauptung beworben, dass sie das Risiko einer HIV-Infektion um 50 – 60% senken könnten. Diese Prozent-Angabe ist irreführend. Zutreffend ist, dass die relevante Risikoreduktion weniger als 1% beträgt, und dass sich beschnittene Männer in der Realität genau so häufig mit HIV infizieren wie Männer mit unverändertem Penis.

Fazit: Durch Beschneidung kann das reale Risiko einer HIV-Infektion nicht relevant gesenkt werden. Eine vorsorgliche Vorhaut­entfernung an einem Kind kann somit nicht gerechtfertigt werden.

Datenquelle Risikoreduktion: Gray et al., 2007 LANCET. Quelle Risikoanalyse: Frisch and Simonsen 2022 EUROP J EPID. Quelle zur Relevanz: Leitlinie "Phimose und Paraphimose", Deutsche Gesellschaft für Kinderchirurgie (DGKCH) 2021.
Icon für Behandlung von HWI mit Antibiotika, nicht prophylaktische Beschneidung

4. Vermuteter Schutz vor Harnwegs­infektionen

Es wird manchmal behauptet, dass Beschneidung Jungen vor Harn­wegs­infektionen schützt. Einen solchen Schutz benötigen sie aber gar nicht. Harn­wegs­infektionen kommen bei gesunden Jungen selten vor, und wenn sie mal auftreten, werden sie mit Antibiotika behandelt. Eine Ausnahme kann es nur bei seltenen Anomalien der Harnwege (z.B. PUK, VUR) geben. Ansonsten ist eine prophylaktische Beschneidung medizinisch abwegig.

Fazit: Eine prophylaktische Vorhaut­entfernung bei einem gesunden Kind ist abwegig, weil Harn­wegs­infektionen bei Jungen nicht häufig vorkommen, und gegebenenfalls mit Antibiotika problemlos behandelt werden. 

Datenquelle: Leitlinie "Phimose und Paraphimose", Deutsche Gesellschaft für Kinderchirurgie (DGKCH) 2021.
Icon für seltene Erkrankung Peniskrebs, mit Antibiotika, kein Argument für prophylaktische Beschneidung

5. Vermuteter Schutz vor Peniskrebs

Schutz vor Peniskrebs wird manchmal als Argument für eine prophylaktische Vorhautentfernung angeführt. Peniskrebs ist aber eine seltene Erkrankung, die Männer ohnehin erst in einem Durchschnittsalter von 70 Jahren betrifft. Wenn man Jungen vor Peniskrebs und weiteren HPV-assoziierten Erkrankungen schützen will, so ist dafür die HPV-Impfung empfohlen. Eine Beschneidung an einem Kind kann mit dieser Behauptung nicht begründet werden.

Fazit: Jungen brauchen keine Beschneidung als angeblichen Schutz vor Peniskrebs. 

Datenquelle: Robert Koch-Institut, Zentrum für Krebsregisterdaten, 2019

Lesen Sie mehr bei den Informationen zu den Funktionen der Vorhaut und den Risiken und möglichen Folgen einer Entfernung im Kindesalter.

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