Einige physische Langzeitfolgen von Beschneidung können erst Jahre oder Jahrzehnte nach dem Eingriff zu Tage treten. Dazu zählen z.B. folgende Symptome:
Solche Spätfolgen liegen leider in der Natur des Eingriffs selbst, und können daher unabhängig davon auftreten, ob der Eingriff mal unter medizinischen Bedingungen durchgeführt wurde oder nicht. Lesen Sie mehr dazu bei den möglichen Spätfolgen der Beschneidung.
Neben den Spätfolgen ist der Eingriff selbst auch mit Risiken für akute Schäden verbunden. Diese können z.B. sein:
Diese Risiken bestehen leider auch dann, wenn der Eingriff von Ärzten in Deutschland durchgeführt wird. Einige dieser Risiken sind umso höher, je jünger das Kind bei dem Eingriff ist. Lesen Sie mehr dazu bei den akuten Risiken von Beschneidung.
Die Vorhaut hat verschiedene Funktionen für den Schutz und für die Sexualität. Folgende Funktionen nimmt die Vorhaut z.B. für den Schutz wahr:
Für die Sexualität hat die Vorhaut u.a. folgende Funktionen:
Nach einer Entfernung der Vorhaut muss der Körper versuchen, die Veränderung auszugleichen. Das gelingt dem Körper mal mehr und mal weniger gut. In so fern muss nicht jeder beschnittene Mann das Fehlen der Vorhaut als Mangel wahrnehmen, aber manche Männer tun dies eben zu Recht. Lesen Sie mehr dazu bei den Funktionen der Vorhaut für Schutz und Sexualität.
Die Beschneidung eines Kindes hat ein weithin unterschätztes Risiko für ein lebenslanges Trauma. Dabei muss es keinen Unterschied machen, ob der Eingriff unter medizinischen oder unter rituellen Umständen stattgefunden hat. Auch kann eine Traumatisierung unabhängig vom Alter des Kindes zum Zeitpunkt des Eingriffs auftreten.
Viele Männer, die sich an den Eingriff erinnern können, haben beispielsweise das anwachsende Interesse der Erwachsenen am eigenen Genital in Erinnerung, manchmal auch beschämende Entblößungen vor Fremden oder gewaltsame Retraktionsversuche. Bei manchen folgt dann die verängstigende Ankündigung einer Operation, während es bei anderen keine Vorwarnung gibt, sondern am Tag des Eingriffs eine gewaltvolle Überwältigung durch mehrere Erwachsene erfolgt.
Einige Männer erinnern auch die qualvollen Injektionen der Lokalanästhesie, während im kulturell-religiösen Kontext teilweise auch darauf verzichtet wird. Oft bleibt auch der schmerzhafte Heilungsprozess in Erinnerung, gefolgt von einer monate- bis jahrelangen Überempfindlichkeit. Ebenso können Kinder nachhaltig entsetzt sein, wenn sie das chirurgisch veränderte Aussehen ihres eigenen Genitals sehen. Diese Vorgänge sind also nicht nur mit Gewalt, Verletzung und Schmerzen verbunden, sondern auch mit Bloßstellung, Peinlichkeit und Beschämung.
All diese für Kinder potentiell stark traumatisierenden Ereignisse werden manchmal notdürftig durch die Erinnerung an die lobende Aufmerksamkeit der Erwachsenen oder an Geldgeschenke überdeckt.
Eine Traumatisierung kann auch dann stattfinden, wenn der Eingriff an einem Kleinkind oder Säugling durchgeführt wird. In so fern ist ein Trauma nicht davon abhängig, dass es bewusst erinnert wird und in Worte gefasst werden kann. Die weit verbreitete Annahme, dass eine Operation an einem Baby kein Trauma auslösen kann, ist daher leider nicht zutreffend.
Daneben können auch Eltern traumatisiert werden, wenn sie während oder nach dem Eingriff erstmals verstehen, welche Gewalt ihrem Kind angetan wird – und zwar auf ihre eigene Veranlassung hin.
Einige beschnittene Männer beklagen weniger das körperliche Resultat der Operation als vielmehr die psychischen Folgen und die Verletzung ihrer Selbstbestimmung. Auch hierbei ist es egal, ob der Eingriff erinnert werden kann oder ob er im Säuglingsalter stattfand. So werden zum Beispiel von Männern folgende negative Gefühle im Bezug auf den Eingriff an ihnen genannt:
Neben den Folgen für den Betroffenen selbst kann darüber hinaus auch die Beziehung zu Partnern/
Vorweg sei nochmals an dieser Stelle darauf hingewiesen, dass Beschneidung keine als negativ empfundene Veränderung für alle Männer bedeuten muss, dass sie es aber für einige Männer bedeuten kann.
Manche beschnittene Männer beklagen eine im Laufe ihres Lebens zunehmende Gefühllosigkeit des Penis, die dazu führt, dass sie für einen Orgasmus nach eigener Einschätzung eine übermäßig starke, körperliche Stimulation benötigen. Ohne eine solche starke Stimulation können manche dieser Männer dann gar keinen Orgasmus mehr erreichen. Auch kann der Orgasmus als flach oder wenig facettenreich wahrgenommen werden.
Als weitere Folge einer verminderten Sensibilität beklagen manche Männer, dass ihr Penis nicht mehr empfindsam genug ist, um bei Oralverkehr besonders lustvolle Empfindung wahrnehmen zu können. Eine verringerte Sensibilität kann dann auch einen Bedarf für Sexualpraktiken erklären, die zu stärkeren Reizen am Penis führen. Dies kann z.B. der Wunsch nach Analverkehr sein oder manuelle Befriedigung unter Einsatz von hoher Geschwindigkeit und starkem Druck.
Als weitere Schwierigkeit im sexuelle Bereich beklagen manche Männer eine störende Trockenheit der Eichel und die Notwendigkeit für Gleitmittel. Falls kein Gleitmittel verfügbar ist, muss der eigene Speichel als Ersatz verwendet werden. Trockenheit kann ebenfalls bei Sexualpartnern/
Daneben gibt es auch beschnittene Männer, die zwar keine sexuellen Schwierigkeiten haben, sich aber trotzdem ein Leben lang fragen, wie sich ihre Sexualität wohl ohne die chirurgische Veränderung ihres Genitals angefühlt hätte.
Viele Männer sehen keinen Nachteil in ihrer Beschneidung, was erfreulich ist, denn dann sind die möglichen Schäden bei diesen Männern nicht eingetreten. Für andere Männer sind diese Risiken aber leider Realität geworden. Deshalb erläutern wir sie hier, ohne damit behaupten zu wollen, dass dies für alle beschnittenen Männer zutreffen muss.