Informationen für Personen, die negativ von Beschneidung betroffen sind.

Was können negativ Betroffene tun?

Icon für Dialog

1. Sich mit anderen vernetzen

Nehmen Sie gern Kontakt mit ARGUS auf und lassen Sie sich mit anderen Personen in Kontakt bringen, denen es ähnlich geht. Dies können andere Männer sein, die sich ebenfalls durch Beschneidung geschädigt sehen, aber z.B. auch Eltern, die eine Entscheidung im Bezug auf ihr Kind später bereut haben.

Icon für Dosierung von Information.

2. Sich dosiert informieren

Informieren Sie sich zum Thema, aber am Besten immer nur in kleinen Portionen. Dazu können Sie verschiedene Webseiten wie z.B. die von ARGUS-Kinderschutz als auch MOGiS e.V., prepuce.ch, intaktiv e.V. und das intaktiv-Beschneidungsforum nutzen. 

Wenn Sie im Internet zum Thema Beschneidung recherchieren, sollten Sie dies immer nur in Maßen tun. Denn auf einigen Webseiten zum Thema findet sich viel Wut und Verzweiflung. Auch kann das angebotene Bild- und Videomaterial belastend sein, und sollte daher nur mit Bedacht angesehen werden. Weiterhin gibt es ein ganzes Spektrum von Pro-Kinderbeschneidungs-Webseiten. Dies reicht von Werbung für private Beschneidungspraxen bis hin zu handfestem Beschneidungs-Fetischismus. Auch hier sollten Sie auf sich achten, was Sie sich davon zumuten wollen. 

Icon für schüttelnde Hände.

3. Professionelle Unterstützung suchen

Für die seelischen Folgen sollten Sie versuchen, Therapeuten/-innen zu finden, die besondere Kompetenz beim Thema Traumatisierung aufweisen. Alle seriösen Therapeuten/innen bieten Erstsitzungen kostenfrei, auf Kosten der Krankenkasse oder zu einem vorher vereinbarten Festpreis an. Machen Sie in jedem Fall bei mehreren Therapeuten/innen solche Probesitzungen, damit Sie Auswahl haben. Das Entscheidende ist nicht unbedingt die Methode der Therapie oder eine akademische Ausbildung, sondern die "Chemie" zwischen Therapeut/in und Klient.

Für physische oder sexuelle Probleme sollte ein Arzt oder eine Ärztin konsultiert werden. Leider müssen Sie hier gelegentlich mit Bagatellisierung rechnen. Fragen Sie bei ARGUS an, ob es eine empfehlenswerte Arztpraxis in Ihrer Nähe gibt.

Foto von Schutzhüllen für den beschnittenen Penis.

4. Schutz herstellen

Betroffene Männer können auf verschiedenen Wegen versuchen, die Folgen des Eingriffs abzumildern.

Der erste Schritt kann darin bestehen, Methoden zu benutzen, mit denen die freiliegende Eichel und der vorhandene Vorhaut­­rest geschützt werden. In Foren werden dazu diverse Methoden beschrieben, bei denen mit haushaltsüblicher Frischhalte-Folie und Hautcremes eine gute Schutzwirkung erzielt werden kann. Darüber hinaus gibt es auch kommerzielle Angebote, z.B. in Form von Taschen, die aus speziellem Stoff genäht sind (im Foto links: Manhood) oder dünne Überzieher aus Latex (im Foto rechts: SenSlip). 

Durch Schutzmaßnahmen können Missempfindungen durch Reibung und Reizung reduziert und die Sensibilität wieder erhöht werden. Viele Männer, die solche Maßnahmen ergriffen haben, berichten von einer deutlichen Verbesserung ihres gesamten Körpergefühls.

Fotos von 4 Geräten zur Wiederherstellung der Vorhaut.

5. Sich etwas zurück holen

In einem weiteren Schritt gibt es für erwachsene Männer Verfahren zur Wiederherstellung der Vorhaut, englisch "foreskin restoration" genannt. Dadurch können viele Folgeerscheinungen wie z.B. Austrocknung, Oberflächenveränderungen und Sensibilitätsstörungen wieder rückgängig gemacht werden. Weltweit gibt es mehr als 20 Hersteller solcher Geräte, von denen hier vier als Beispiele abgebildet sind (Beispielfoto v.l.n.r.: Mantor Restorer, foreGestalt Companion, Dual Tension Restorer DTR, CAT II Q Restoration Aid). Das Prinzip ist immer dasselbe: die verbliebene Vorhaut wird so lange gedehnt, bis sie wieder die Eichel bedecken kann. Der Vorgang ist nicht schmerzhaft, kann aber bis zum Abschluss mehrere Jahre dauern.  

Leider soll manchmal die Klage von negativ Betroffenen zum Schweigen gebracht werden.

Männer, die sich trauen, über ihre Verletzung durch Beschneidung zu sprechen, beweisen damit großen persönlichen Mut. Leider fühlen sich dadurch manchmal andere Personen angetriggert, die dann versuchen, die Äußerung dieses Leids zu entwerten oder lächerlich zu machen. 

Getriggert werden dadurch manchmal z.B. andere Männer, die selber als Kind beschnitten wurden, dies aber nicht problematisiert haben möchte. Diese Männer befürchten oft, dass durch die Klage beschnittener Männer auch ihre eigene Integrität in Frage gestellt werden könnte, und sie dann von anderen ebenso als "geschädigt" stigmatisiert werden.

Weiterhin können auch Ärzte/‑innen angetriggert werden, die Beschneidungen an Jungen veranlasst haben, ebenso wie Eltern, die ihre Söhne haben beschneiden lassen. Darüber hinaus können dies auch Personen sein, die beruflich in den Bereichen Kinderschutz oder Gleichstellung tätig sind, das Thema Jungenbeschneidung aber bisher immer bagatellisiert haben. Eine Problema­tisierung des Themas würde dann deren bisheriges professionelles Handeln in Zweifel ziehen. All diese Personengruppen haben also eigene Motive, dass sie eine kritische Diskussion der Jungen­beschneidung unterbinden wollen. Diese eigenen Motive werden aber meistens nicht transparent gemacht.

Auf diese Art und Weise sollen Männer zwei Mal in ihrem Leben zum Schweigen gebracht werden: Erst als Kinder, wenn sie operiert werden, und dann als Erwachsene, wenn sie darüber sprechen wollen.

Unterstützen Sie unser ehrenamtliches Engagement damit wir Jungen und Männern eine Stimme geben können.