Die Entfernung der Vorhaut bei Jungen ("Beschneidung") wird oft als banaler Eingriff ohne negative Folgen dargestellt, manchmal sogar als hygienisch oder gesundheitlich vorteilhaft. Das ist leider unzutreffend.
Viele wissen nicht, dass die Beschneidung von Jungen ein Eingriff ist, der mit Risiken und möglichen Komplikationen einher geht. Darüber hinaus gibt es mögliche Langzeitschäden, die erst Jahre oder Jahrzehnte später zu Tage treten können. Lesen Sie mehr dazu bei den Informationen zu den Risiken von Beschneidung. Vermutete Vorteile, die es rechtfertigen könnten, einem unmündigen Kind gesunde Teile seines Penis zu entfernen, gibt es schlichtweg nicht.
Vorhautentfernungen an Kindern, für die keine medizinische Notwendigkeit besteht, speisen sich aus zwei Hauptquellen:
Fehlerhaftes Verhalten in der Medizin geschieht beim Thema Jungenbeschneidung meistens aufgrund von überholtem Wissen. Kinderärzte/
Die Beschneidung von Kindergenitalien ist manchmal Teil des kulturell‑religiösen Brauchtums. Es kann Gegenstand vieler Diskussionen sein, ob solche Eingriffe an Kindern einem unveränderlichen göttlichen Gebot folgen, oder ob sie eine veränderbare Tradition sind. Lesen Sie mehr dazu bei den Informationen zu den kulturell-religiösen Motiven.
Jeder beschnittene Mann hat natürlich das Recht, mit seiner eigenen Beschneidung zufrieden zu sein, oder sie auch als vorteilhaft für sich selbst wahrzunehmen. Niemand von ARGUS-Kinderschutz möchte beschnittenen Männern ein Problem einreden.
Es sollte aber ebenso zur Kenntnis genommen werden, dass es auch negativ betroffene Männer gibt, die ihre Beschneidung als sehr nachteilig erleben. Das kann sich sowohl auf den traumatisierenden Eingriff als Kind beziehen, als auch auf die physischen Spätfolgen des Eingriffs. Auch diese Männer haben ein Recht, die negativen Auswirkungen zu äußern, die Beschneidung auf ihr Leben hat. Leider wird aber oft versucht, die Äußerung dieses Leids zu entwerten und zum Schweigen zu bringen.
Männer, die über die negativen Folgen ihrer eigenen Beschneidung sprechen, tun dies, damit zukünftige Generationen von Jungen besser geschützt werden als sie selbst. Leider werden manchmal Personen durch diese Klage angetriggert.
Dies können z.B. andere Männer sein, die auch als Kind beschnitten wurden, dies aber nicht als nachteilig wahrnehmen. Diese Männer befürchten oft, dass durch die Klage beschnittener Männer auch ihre eigene Integrität in Frage gestellt werden könnte, oder dass sie dann von anderen auch als "geschädigt" stigmatisiert werden könnten.
Weiterhin können auch Eltern angetriggert werden, die ihre Söhne haben beschneiden lassen, und Ärzte/
Alle diese Gruppen haben daher eigene Motive, dass sie eine Problematisierung des Themas vermeiden möchten, und eine kritische Diskussion der Jungenbeschneidung unterbinden wollen. Lesen Sie mehr dazu bei den Informationen für negativ betroffene Personen.
In unserer Gesellschaft ist es weitgehend Konsens, dass Kinder vor unnötigen Operationen geschützt werden sollten, und zwar besonders dann, wenn diese an den Genitalien stattfinden und keinen medizinischen Sinn haben. Für Mädchen und intergeschlechtlich geborene Kinder gibt es dafür bereits viele positive Bemühungen.
Jungen wird dieser Schutz allerdings vorenthalten. Ihr Genital ist für eine Entfernung der Vorhaut (Beschneidung) freigegeben. Diese Diskriminierung von Jungen ist in Deutschland im Jahr 2012 sogar gesetzlich fixiert worden (§1631d BGB).
ARGUS fordert gleichberechtigten Schutz für alle Kinder vor Beschneidung, unabhängig vom Geschlecht. Lesen Sie mehr dazu bei den Informationen zu unseren Zielen.