Informationen für alle
über die Beschneidung von Jungen

Icon eines Skalpells für Beschneidung

Beschneidung von Jungen ist keine Bagatelle.

Die Entfernung der Vorhaut bei Jungen ("Beschneidung") wird oft als banaler Eingriff ohne negative Folgen dargestellt, manchmal sogar als hygienisch oder gesundheitlich vorteilhaft. Das ist leider unzu­treffend.

Viele wissen nicht, dass die Beschneidung von Jungen ein Eingriff ist, der mit Risiken und möglichen Komplikationen einher geht. Darüber hinaus gibt es mögliche Langzeitschäden, die erst Jahre oder Jahrzehnte später zu Tage treten können. Lesen Sie mehr dazu bei den Informationen zu den Risiken von Beschneidung. Vermutete Vorteile, die es rechtfertigen könnten, einem unmündigen Kind gesunde Teile seines Penis zu entfernen, gibt es schlichtweg nicht.

Icon von Medizin und Religion

Unnötige Beschneidung von Jungen hat zwei Quellen: eine medizinische und eine kulturell-religiöse.

Vorhautentfernungen an Kindern, für die keine medizinische Notwendigkeit besteht, speisen sich aus zwei Hauptquellen: 

  1. Veralteter Wissens­stand in der Kinder­medizin
  2. Wünsche von Eltern und kulturell-religiöse Tradition
Icon für Ärzteschaft, denen Fachwissen fehlt

1. Veralteter Wissensstand in der Kindermedizin

Fehlerhaftes Verhalten in der Medizin geschieht beim Thema Jungen­beschneidung meistens aufgrund von überholtem Wissen. Kinderärzte/innen handeln dann heute noch so, wie es vor 20 Jahren üblich war. Dies geschieht meist aus Unkenntnis der aktuell gültigen medizinischen Leitlinien, manchmal aber auch aus Widerstand gegen medizinische Neuerungen. Lesen Sie mehr dazu bei den Informationen zu einer Verengung der Vorhaut, der sogenannten Phimose.

    Icon für Religion: zwei betende Hände

    2. Kulturell-religiöse Tradition der Kinder­beschneidung

    Die Beschneidung von Kindergenitalien ist manchmal Teil des kulturell‑religiösen Brauchtums. Es kann Gegenstand vieler Diskussionen sein, ob solche Eingriffe an Kindern einem unveränderlichen göttlichen Gebot folgen, oder ob sie eine veränderbare Tradition sind. Lesen Sie mehr dazu bei den Informationen zu den kulturell-religiösen Motiven.

    Einige beschnittene Männer sind damit einverstanden… und einige sind es nicht.

    Jeder beschnittene Mann hat natürlich das Recht, mit seiner eigenen Beschnei­dung zufrieden zu sein, oder sie auch als vorteilhaft für sich selbst wahrzunehmen. Niemand von ARGUS-Kinderschutz möchte be­­schnitten­en Männern ein Problem ein­reden.

    Es sollte aber ebenso zur Kenntnis genommen werden, dass es auch negativ betroffene Männer gibt, die ihre Beschneidung als sehr nachteilig erleben. Das kann sich sowohl auf den traumatisierenden Eingriff als Kind beziehen, als auch auf die physischen Spätfolgen des Eingriffs. Auch diese Männer haben ein Recht, die negativen Auswirkungen zu äußern, die Beschneidung auf ihr Leben hat. Leider wird aber oft versucht, die Äußerung dieses Leids zu entwerten und zum Schweigen zu bringen.

    Negativ betroffene Männer machen ihre Verletzung öffentlich, damit Jungen in Zukunft besser geschützt werden.

    Männer, die über die negativen Folgen ihrer eigenen Beschneidung sprechen, tun dies, damit zukünftige Generationen von Jungen besser geschützt werden als sie selbst. Leider werden manchmal Personen durch diese Klage angetriggert. 

    Dies können z.B. andere Männer sein, die auch als Kind beschnitten wurden, dies aber nicht als nachteilig wahrnehmen. Diese Männer befürchten oft, dass durch die Klage beschnittener Männer auch ihre eigene Integrität in Frage gestellt werden könnte, oder dass sie dann von anderen auch als "geschädigt" stigmatisiert werden könnten.

    Weiterhin können auch Eltern angetriggert werden, die ihre Söhne haben beschneiden lassen, und Ärzte/innen, die Beschneidungen an Jungen veranlasst oder durchgeführt haben. Darüber hinaus können dies auch Personen sein, die in den Bereichen Kinderschutz oder Gleichstellung tätig sind, das Thema Jungenbeschneidung aber bisher bagatellisiert haben. 

    Alle diese Gruppen haben daher eigene Motive, dass sie eine Problematisierung des Themas vermeiden möchten, und eine kritische Diskussion der Jungen­beschneidung unterbinden wollen. Lesen Sie mehr dazu bei den Informationen für negativ betroffene Personen.

    Icon von zwei Kindern in einer Waage

    Alle Kinder haben ein Recht auf Schutz vor unnötigen Eingriffen an den Genitalien.

    In unserer Gesellschaft ist es weitgehend Konsens, dass Kinder vor unnötigen Operationen geschützt werden sollten, und zwar besonders dann, wenn diese an den Genitalien stattfinden und keinen medizinischen Sinn haben. Für Mädchen und intergeschlechtlich geborene Kinder gibt es dafür bereits viele positive Bemühungen.

    Jungen wird dieser Schutz allerdings vorenthalten. Ihr Genital ist für eine Entfernung der Vorhaut (Beschneidung) freigegeben. Diese Diskriminierung von Jungen ist in Deutschland im Jahr 2012 sogar gesetzlich fixiert worden (§1631d BGB).

    ARGUS fordert gleichberechtigten Schutz für alle Kinder vor Beschneidung, unabhängig vom Geschlecht. Lesen Sie mehr dazu bei den Informationen zu unseren Zielen.